Gastbeitrag im Spielzeitheft des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau von Natalie Kunze und Bernd Zimmermann (ZH2)
Im Herbst des vergangenen Jahres ereilte unsere Agentur die Anfrage zum Relaunch des bisherigen Auftritts des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau. Im Zuge der neuen Generalintendanz sollte ein frisches Corporate Design entwickelt werden. Trotz der gebotenen Eile war unser Ehrgeiz geweckt.
Die geforderten Leistungen entsprachen unserer Kernkompetenz – der Entwicklung von Marken. Damit verbunden ein trendiges Corporate Design als Basis für Kommunikations- und Werbemittel. Gewünscht war eine klare und identifikationsstiftende Bildmarke, die für alle Arten von Werbemedien wie Plakate, das Monatsleporello, die Theaterzeitung bis hin zur Website genutzt werden kann. Doch beim Lesen der zweiten Seite des Briefings legte sich ein Runzeln auf unsere Stirn. Wie bitte, ein Biber? Warum ausgerechnet ein Biber? Für ein Theater? Und dann auch noch für unser Theater? Wirklich?
Spinnen die? Zum Glück!
Ein Biber – klar, machen wir. Immerhin sind wir eine kreative Bande! Die Theater in Lüneburg, Ulm und Braunschweig führen ja auch alle ein tierisches Wesen im Logo. Zwar war es für uns zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz nachvollziehbar und auch etwas weit entfernt, aber genau da lag die Herausforderung. Ziel war es, unserem Zwei-Stadt-Theater – oder visionär gedacht unserem Europatheater – nach 10 Jahren einen neuen Anstrich zu verpassen.
Die erste Runde mit dem Tierchen endete unentschlossen. In der Kürze der Zeit konnte uns keine der bildlichen Darstellungen zufriedenstellen. Dafür hätte es mehr Zeit und die Zusammenarbeit mit dem GHT gebraucht. Hinzu kam, dass dieses possierliche Tierchen bereits für Baustoffe (OBI), weiße Zähne (Putzi) und einem lokalen Schulträger (SCHKOLA) unter Vertrag steht. Außerdem treibt es sich gern in Tümpeln der Heide herum und macht Werbung für Naturprodukte (biber.de). Und rein phonetisch haben wir da ja auch noch eine andere Koryphäe – den kanadischen Popstar namens Justin. Es galt also, sich diesen Bi(e)ber aus dem Kopf zu schlagen, sich auf den eigenen Kampfgeist zu besinnen, zu differenzieren und die Einzigartigkeit des Tieres herauszuarbeiten.
Was macht den Biber zum Castor fiber?
Ein Merkmal fiel uns direkt ins Auge, und so haben wir uns bei der Ausarbeitung der Marke auf dieses konzentriert: seine zwei hervorstechenden Nagezähne. Unser sehr progressiver Ansatz in der visuellen Ausarbeitung konnte sich festbeißen. Wir gewannen den Pitch. Doch allein die Zähne waren dem GHT-Team „zu wenig Biber“. Der Wunsch nach einem Biberkopf blieb.
Ein gemeinsamer Workshop, in dem wir das Wesen „Biber“ untersuchten und ihm eine Persönlichkeit gaben, brachte uns den Zugang zu dem kleinen Theatergänger. War der Biber vorher für uns ein Architekt, der Brücken plant und baut, wurde er nun zu einem aufgeschlossenen, schlauen Entertainer, der keinen Gag liegen lässt. Mit seiner verschmitzten, schelmischen Art konnte er die Leute anstecken, mitreißen und für gute Unterhaltung sorgen. Der kleine pelzige Baumeister hat unsere Herzen zum Lodern gebracht. All unsere Inspiration haben wir in die Entwicklung der neuen Marke gesteckt. Mit Erfolg!
Der Biber hinterlässt Spuren!
In der Natur bekommt man einen Biber nur selten zu Gesicht. Seine Anwesenheit hinterlässt jedoch allerhand Spuren. So auch bei den gestalterischen Vorlagen für Stücke und dem angewandten Holzschnittstil auf Fotos. Selbst die charakterstarke Typografie trägt organische Züge, die an Holzbearbeitung und Handarbeit erinnern.
Für uns war es wichtig, einen neuen und zeitgemäßen Auftritt für das GHT zu entwickeln – mit hohem Wiedererkennungswert und einem lebhaften sowie freundlichen Identifikationsfaktor. Bleiben Sie also gespannt! Der Biber kommt auch zu Ihnen.